Nee, Watchman
Nee To-Seng, so der eigentliche Name von Watchman Nee, wurde 1903 als drittes von neun Kindern eines Zollbeamten in einem Elternhaus geboren, das zwar nach außen hin christlich war, in dem er aber in seiner Kindheit keine entschiedene Hingabe vorgelebt bekam.
Als 18-jähriger Schüler erlebte er eine tiefgreifende Bekehrung. Zu diesem christlichen Leben gehörte ein intensives Studium der Bibel. Er machte es sich zur Übung, das Neue Testament wenigstens einmal im Monat durchzulesen. Auch der Verkündigungsdienst gehörte zu seinen wichtigsten Aufgaben.
Obwohl sehr viele Bücher von ihm erschienen sind, hat er doch nur ein einziges selber geschrieben, nämlich das dreibändige Werk „Der geistliche Christ“, das er im Alter von 25 Jahren veröffentlichte. Alle anderen seiner Bücher sind Mitschriften seiner Predigten. Viele seiner Schriften sind zu Standardwerken der christlichen Lehre geworden.
1928 gründet Nee in Schanghai eine völlig unabhängige Gemeinde. Dies ist der Beginn der „Little Flock“-Bewegung (kleine Herde). Der Name leitet sich ab von Lukas 12,32: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“1949 zählt die kleine Herde bereits über 700 Gemeinden mit über 70.000 Gliedern.
Auch heute existieren noch viele dieser Gemeinden im chinesischen Untergrund. Die 1934 geschlossene Ehe mit seiner früheren Spielgefährtin Charity Chang, die ihre literarische Bildung ganz dem wachsenden Werk zur Verfügung stellte, blieb kinderlos.
Es ist wenig verwunderlich, dass Watchman Nee den 1949 zur Macht gekommenen Kommunisten ein Dorn im Auge war. Sie erkannten seinen großen Einfluss auf die chinesischen Christen und so wurde 1952 mit dem Vorwurf der Spionagetätigkeit, konterrevolutionärer Aktivitäten und eines liederlichen, zügellosen Lebens zu 15 Jahren Haft verurteilt, die später auf 20 Jahre erhöht wurde. Unter Umerziehungsversuchen, Hunger und Kälte, trotz Krankheit und Einsamkeit blieb er seinem Herrn treu und zeugte auch in der Gefangenschaft weiter von ihm. Kurz vor seinem Tode schrieb er seiner Schwägerin aus dem Gefängnis: „Ich bin voller Freude, so beunruhige dich bitte nicht. Ich hoffe, dass du gut auf euch aufpasst und auch dein Herz von Freude erfüllt ist.“
Nee starb kurz nach seiner Haftentlassung 1972.